Herzfrequenzvariabilität und Lebensfeuer

Biologische Rhythmen

Solange wir leben, wird unser Organismus von Rhythmen bestimmt. Das Leben ist durch sich wiederholende Ereignisse gekennzeichnet. Die Periodenlängen für biologische Rhythmen reichen von Millisekunden bis zu Jahren. Zellteilung, Atmung, Herzschlag, Durchblutung, Tag-/Nacht-Rhythmus, die Jahreszeiten sind nur einige Beispiele. Für den Menschen wurde in den letzten Jahren die chronobiologische Forschung immer wichtiger, da unsere Lebensweise immer häufiger unserer „biologischen Uhr“ zuwider läuft.

 

Die vielen einzelnen Rhythmen im Körper schwingen nicht einfach beziehungslos nebeneinander, sondern können wie die Instrumentalisten eines Orchesters aufeinander hören. Die vitalen Schwingungen körpereigener Rhythmen und ihre Koordination untereinander stellen Gesundheit her. Umgekehrt macht krank, was dem natürlichen Rhythmusgefüge zuwiderläuft.

 

Hauptsächlich Stress, Reizüberflutung, zu seltene Pausen und unregelmäßige Essen- und Schlafenszeiten bringen die natürlichen Schwingungen des menschlichen Körpers aus dem Takt. Das hat Folgen: Schlafstörungen, Burnout, körperliche Krankheiten, hohe Fehlerquoten und Unfälle sind der Preis für „unrhythmisches“ Leben.

Herz und Herzfrequenzvariabilität

Das Herz nimmt im Zusammenhang mit körpereigenen Schwingungen eine Sonderstellung ein. Es ist in der Lage, in den Veränderungen seines eigenen Rhythmus auf unterschiedliche andere Körperrhythmen zu „hören“ – und zwar je nach „Betriebszustand“ des vegetativen Nervensystems.

 

Mit anderen Worten: Alle Rhythmen spiegeln sich im Rhythmus des Herzens wieder. Sie werden durch die Herzfrequenzvariabilität (HRV) sichtbar gemacht.

 

„Die Herzfrequenzvariabilität stellt nach Meinung der modernen Kardiologie den wichtigsten Prognoseparameter für Herz- und Immungesundheit dar und gestattet darüber hinaus eine Aussage über die allgemeine Regulationsfähigkeit und Gesundheit des Gesamtorganismus. Menschen, deren Herzfrequenzvariabilität eingeschränkt ist, entwickeln über kurz oder lang statistisch signifikant gravierende Gesundheitsstörungen wie Herzkrankheiten, Depressionen und Neuropathien bis hin zu Krebs. Eine Verbesserung der Variabilität im Herzschlag durch gezielte lebensstilorientierte Interventionen gestattet es, alle Arten von Medikamenten einschließlich Psychopharmaka einzusparen, weil dadurch die Anpassungsfähigkeit des Gesamtorganismus verbessert wird“ (Ärztemagazin 37/2004).

EKG mit Analyse der Herzratenvariabilität (HRV)
EKG mit Analyse der Herzratenvariabilität (HRV)

Die HRV beschreibt die natürliche Fähigkeit des Herzens, den zeitlichen Abstand von einem Herzschlag zum nächsten laufend zu verändern.

 

Das Herz wird vom autonomen Nervensystem reguliert. Eine 24Std. HRV-Messung ermöglicht einen Einblick in das autonomes Nervensystem (ANS). Das ANS ist wie ein feines Antennensystem und reagiert auf Reize von innen und außen.

 

Es steuert die relativ weitgehend ohne unseren Willen vor sich gehenden lebenswichtigen Funktionen der Atmung, des Herzschlags, der Durchblutung und Blutdruckregulation, der Hormonausschüttung, der Verdauung, des Stoffwechsels, der Sekretion, des Wasserhaushaltes, der Wärmeregulation und der Fortpflanzung.

Lebensfeuer

Die Darstellung der Herzfrequenzvariabilität bzw. die Tätigkeit des ANS in Form des Lebensfeuers zeigt auf einen Blick die Vitalität und Lebenskraft einer Person.

Lebensfeuer - farbcodierte Spektralanayse der HRV über 24 Std.
Lebensfeuer - farbcodierte Spektralanayse der HRV über 24 Std.

Dominiert der Parasympathikus – sind wir also in einem entspannten, vagotonen Zustand –, folgen die Veränderungen der Herzfrequenz denen des Atems. Das heißt der Herzrhythmus schwingt mit dem Atemrhythmus.

Dominiert der Sympathikus, sind wir also aktiv und angespannt, folgt der Herzschlag den Rhythmen des Blutdrucks oder der peripheren Durchblutung.

Schlafqualität

Für die eigene Gesundheit ist unabdingbar, dafür zu sorgen, dass zwischen den beiden Grundzuständen „entspannt/angespannt“ im Tagesverlauf ein Gleichgewicht herrscht.

 

Ob das ausreichend der Fall ist zeigt sich besonders deutlich an der Schlafarchitektur. Beim gesunden Menschen gibt es eine klare Abfolge zwischen längeren tief entspannten Ruhigschlafphasen, in denen der Atemrhythmus den Herzschlag ruhig und vorhersagbar moduliert, und den Traum- oder REM-Phasen, in denen, wie tagsüber, der chaotischere sympathikotone Zustand dominiert.

 

Wenn diese Abfolge gestört ist, bedeutet das, dass der Organismus nicht in der Lage ist, mit der Beanspruchung fertig zu werden. Das am Tag zum Teil berechtigte Chaos wird in die Nacht getragen, wo eigentlich Ordnung vorherrschen sollte.

 

Daraus ergibt sich eine grundlegende Erkenntnis, was „Stress“ im negativen Sinne eigentlich ist. Ob Anforderungen eine Herausforderung sind, deren Bewältigung mich befriedigt, oder vielmehr eine Überforderung, die mich kaputt macht, zeigt sich primär nicht in der Phase der Aktivität, sondern darin, ob der Organismus noch erholungsfähig ist oder, wie man so sagt, nicht mehr abschalten kann. Im ersten Fall kann der Organismus regenerieren, indem die Belastung des Tages in der folgenden Nacht wieder geordnet werden kann. Im letzteren Fall ist der Weg zum Burnout vorgezeichnet.

Basaler Ruhe-Aktivitäts-Zyklus

Der BRAC ist einer der wichtigsten Zyklen im Tagesablauf. In einer Zeitspanne von etwa 90 Minuten schaltet der BRAC den Organismus für jeweils 70 Minuten auf „aktiv“. Während dieser Zeit fällt es leicht, die Aufmerksamkeit zu fokussieren und konzentriert an einer Aufgabe zu arbeiten. Dann jedoch folgen 20 Minuten eines passiven, rezeptiven Zustandes. Die rechte, für Intuition, Ganzheitlichkeit und Kreativität zuständige Gehirnhälfte tritt in den Vordergrund.

 

Für Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist es wichtig, den basalen Ruhe-Aktivitäts-Zyklus auch tagsüber zu respektieren und seinen Tagesablauf entsprechend zu gestalten. Gelingt dies nicht vermindert sich zunächst die Leistung, langfristig verschlechtert sich auch der gesundheitliche Zustand der Person.

 

Weitere Informationen zu Burnout-Prävention.

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